© Pfarrer Michael Nitzke

 
Altenstube Süd Büttenrede 1995
 
Neulich litt meiner kleinen Kinder Vater,
an so mancher Pein und schweren Marter!
Denn so schallt es überall,
bald ist wieder Karneval.
 
Und so mußte meinen Geist ich regen,
denn gefeiert wird in Gottessegen.
So mancher Apfel läßt vom Baum sich rütteln,
doch ne lust'ge Rede aus dem Ärmel schütteln?
Und so wie ich meinen Dienst verricht,
denk ich, dieses Mal gelingt es nicht.
 
Doch wenn vor zwei Jahren es gelang,
warum ist mir dann dies mal bang?
Hauptsache ist's doch, das es sich reimt,
und auf dem gutem Acker Sam'korn keimt.
Und bis ich so richtig komm in Schwung,
das liegt auch an der Witterung.
Denn seh ich draußen nichts als Regen,
will ich mich gleich ins Bette legen.
 
Doch, um mit Ihnen schön zu feiern,
wag ich noch mal den Tanz auf Eiern.
Denn so ist es Tradition,
was einmal war, gab's immer schon.
Und so will auch diesmal jeder, jede
vom Pastor eine Büttenrede.
 
Letztes Mal gelangs ganz gut,
drum auch jetzt mit frischem Mut.
Doch was soll ich ihnen sagen,
ohne mich gleich zu beklagen.
 
Neulich war hier die Hütte voll,
und die Gemeinde sang ganz doll.
Woran hat denn das gelegen?
Schönes Wetter und kein Regen?
Daran lags wohl nicht allein,
Verzage nicht du Häuflein klein.
 
Es gab 'was Neues zu bestaunen,
man hört es durch die Straßen raunen:
Dieses schöne Büchlein hier,
ist in zwei Jahren Altpapier.
Manches Lied was wir gut kennen,
von dem müssen wir uns trennen.
 
Doch wir werdens nicht bereuen,
schön sind auch die vielen Neuen.
Und wir müssen uns noch trimmen,
um zu singen mit vier Stimmen.
Doch ist's auch falsch, was macht das schon,
dann nennen wir es einfach "polyphon".
Aber eins, das macht mir jetzt schon Kummer,
die Lieder kriegen all 'ne neue Nummer.
Doch ohne auch zu scherzen,
daß werd'n wir noch verschmerzen.
 
Wie hieß doch noch Lied zwei-drei-vier?
Großer Gott wir loben dir?
Ach, das war vier-neunundachtzig!
Merken Sie's? Die Sache macht sich.
Das andre war: Lobe den Herrn,
ja das ist des Pudels Kern,
doch wo ist das denn nun geblieben?
Ach es kriegt die vier-vier-sieben!
 
Doch so manches treu Gemeindeglied,
denkt was soll ich mit dem neuen Lied?
Die wechseln doch noch ihr Gesangbuch
wie in der Küche ich das Handtuch.
 
Doch wenn wir das nicht werfen in den Ring,
macht Freud uns auch das neue Ding.
 
Doch apropos Ring, da fällt mir ein,
das Singen kann nicht alles sein.
Henry Maske macht im Ring Furore,
und in der Halle zittert die Empore,
doch der reicht mir das Wasser nicht,
der Mann ist nur Halbschwergewicht.
 
Doch bevor ich weiter rede über dies und das,
muß ich ihnen dringend beichten was.
Denn wenn man was hat versprochen
und danach sein Wort gebrochen,
dann ist das schon ein Vergehen,
das nicht einfach ist zu übersehen.
"Nie mehr zwei Zentner" hieß es letztes Mal,
doch dies Vorhaben wurde mir zur Qual,
und so hab ich's dann aufgegeben,
viel leichter ist mir nun das Leben.
 
Und wo wir hier hören lustge Sachen,
fragt mancher, was die andern machen.
ja genau, die in der Peter-Hille-Straß.
Denn wo wir vor Freudentränen naß,
hier sitzen im Kostüm ganz chic,
machen die dort große Politik.
 
Was ein Volksvertreter so bewirke,
nein nicht in Bonn, sondern im Stadtbezirke,
das ist Thema in Kirchhörde heut,
doch Sie ham's sicher nicht bereut,
daß Sie gekommen in die Bittermark,
wo wir nicht reden soviel Quark.
 
Doch sind wir sicher nicht gehässig,
darum senden wir ganz lässig,
nach Kirchhörde einen schönen Gruß,
weil bei Kirchens Fried sein muß.
 
Ach, wen sollt ich noch erwähnen,
etwa diese oder jenen.
Doch auch wenn sie sich jetzt beklagen,
ein Pastor darf nicht alles sagen.
Nein, nein sowas tut man nicht,
ein Pfarrer, der hat Schweigepflicht.
 
Also wird nichts übers Knie gebrochen
und nur das heut hier besprochen,
was ein jeder wissen sollte,
auch wenn er es gar nicht wollte.
 
Bald fahrn wir, es darf nicht wahr sein,
hin zur Brauerei nach Warstein.
Darauf freu ich mich schon sehr,
da kann man gucken und noch mehr.
Glaub'n Sie nun nicht ich hätt so'n Durst.
Doch sah ich auch schon nicht die Wurst,
in der Fabrik, wo sie wird hergestellt,
hab ich mich nicht mal quergestellt,
einen Urlaubstag zu streichen,
denn so was ist doch ohne gleichen.
 
Was gab's denn noch? Ach, wart man,
ach ja, sie warn bei Pastor Hartmann!
Und wo ich mach hier die Faxen,
essen Sie des Schweines Haxen.
Doch so was mich sonst gar nicht stört,
denn was man so erzählt und hört,
war's billig und dazu noch lecker,
also was soll denn das Gemecker,
beim nächsten Mal bin ich dabei,
da kann hier sein so allerlei,
da mach ich mich, bin doch nicht doof,
einfach ganz schnell weg vom Hof.
 
Als ich gestern diese Rede schrieb zu Hause,
und noch heut' was in der Mittagspause,
ja so was braucht seine Zeit
war ich für Karneval bereit.
Aber dann hab ich gedacht:
jetzt wird aber'n Punkt gemacht.
 
Denn nun wird es bald halb drei,
und auch wenn fehlt noch allerlei,
muß ich doch bald machen Schluß,
weil pünktlich ich bei Ihn'n sein muß.
 
Ich hoff' es hat ihn'n nun gefallen,
wenn ja, dann sagen Sie es allen,
und wenn, ich will's nicht hoffen, nicht,
dann halten Sie doch bitte dicht.
 
Und jetzt wünsch ich Ihnen all,
noch'n schönen Karneval,
Und sage mit Radau,
nicht Alaaf, sondern Helau.
 

© Pfarrer Michael Nitzke