© Pfarrer Michael Nitzke

Altenstube Süd und Seniorenkreis Nord Büttenrede 2001

Ja, helau, ihr lieben Leut’,
jetzt stehen wir hier heut,
und wollen uns was sagen lassen,
und man kann es gar nicht fassen:
Karneval ist schon vorbei.
Doch uns ist das einerlei,
wir lassen uns da gar nicht stören,
und wollen aufmerksam hinhören,
was denn unser Pastor
uns heute trägt so vor.
 
Lassen Sie uns doch jetzt mal sehen,
was in der letzten Zeit geschehen.
Zu nächst einmal muss ich mich beieilen,
denn ich muss mich in der Gemeinde teilen,
Und muss die vielen Sachen,
nun erst mal alleine machen,
denn vor ein paar Wochen,
hat Pfarrer Fischer sich verkrochen.

Wo er hin ist, ist bekannt,
der sitzt im wohlverdienten Ruhestand.
Doch mancher sagt da: „Wart mal, halt!"
Ist der denn schon so alt?"
Mancher durch die Arbeit schleppt sich,
solange bis er fünfundsechzig.

Doch das Landeskirchenamt
ist für Phantasie bekannt,
denn es muss die Zukunft nun gestalten
drum sagt’s zu den noch nicht so alten:
„Ihr könnt auch schon früher gehen!
Weil da doch die ganzen neuen stehen."
Zum Abschied gab’s Buffet und Kuchen,
und nun heißt’s einen neuen suchen.
 
Und das Presbyterium muss sich quälen,
und schnell und gut jemanden wählen.
Im März zur Kandidatenschau,
kommt ein Mann und eine Frau.
Am zweiten Sonntag im April,
kann man dann wählen wen man will.

Und so kurz vor Ende Mai,
ist es mit der Not vorbei.
Dann sind wir freudig und entzückt,
und sind mit Pfarrern gut bestückt.
 
Doch bis dahin müssen wir uns fragen,
was ist denn mit all den Plagen,
an BSE haben wir noch zu verdauen,
schon kommt die Seuche Maul und Klauen.
 
Ach was schert mich das Rinderfett,
ich kuck mal schnell ins Internet,
Da schickt mir neulich jemand ein Gedicht,
das ich Ihnen vorenthalten möchte nicht.

Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Es ist der Wahnsinn mit seinem Rind.
Er hält das Tier recht fest und stark,
er will ins Hirn und Rückenmark.

Du liebes Rind, komm spiel mit mir,
schöne Erregung verschaff ich Dir!
Mit Erreger, wie Du noch nie sie gekannt
frisch importiert aus Engeland.

"Doch sag, was birgst Du so bang Dein Gesicht?"
"Kennst, Wahnsinn, Du den Funke nicht?
Der redet schon seit eh und jeh,
in Deutschland gibt’s kein BSE."

"Du dumme Kuh, hörst Du denn nicht,
wie Andrea Fischer sich laufend verspricht?
Erst hat sie auf deutsche Würste geschworen,
jetzt redet sie nur noch von Separatoren".

"Ach, bleib ganz ruhig", sprach da das Rind,
"Im Blätterwalde, da säuselt der Wind.
Was scheren mich BSE und EU?
Ich bin und bleibe ´ne glückliche Kuh."

"Und so verarscht Ihr alle Leute?
Ihr seid ja des Wahnsinns fette Beute!
Doch warte, auch Dich errege ich bald,
und bist Du nicht willig, so brauch ich Gewalt!"

"Jetzt reicht´s! Verlasse sofort meinen Stall!
Sonst schmeiß ich Dich in den Schlachtabfall.
Dann nimmt das Schicksal seinen Lauf:
Du wirst zu Tiermehl, und ich fress´ Dich auf!"

Dem Wahnsinn grauste, und er flücht' geschwind
Heim nach England, wie der Wind.
Das Rind indess' erreicht den Bauernhof
und ward tags drauf Boeff Stroganoff.

So jetzt ist genug zitiert,
sonst werden wir ja noch verwirrt.
Was macht man an so einem Tag wie heute?
Lasst uns doch reden über andre Leute.
Und welches Thema ist da frischer,
als der allseitsbekannte Fischer?

Nun denken Sie, ich hätt mich nicht im Zaum,
doch unsern Pfarrer werd ich meinen kaum.
So einer bin ich nicht das wisster,
ich mein doch Joschka den Minister.

In New York da läuft er Marathon
In Berlin läuft er sich selbst davon.
Er läuft schon ne ganz gute Zeit,
da überholt in die Vergangenheit.

Und da hat sich sein Beliebtheitswert,
fast ganz ins Gegenteil verkehrt.
Und das Volk tut sich da fragen,
womit hat er denn geschlagen,
als er da traf auf die Polizei,
damals bei der Demonstriererei.

Doch unkontrollierte Schelte sei verpönt,
mit dem Schutzmann hat er sich doch versöhnt,
doch die Opposition, die schert das nicht,
und zerrt in dauernd vor Gericht.
Doch man sollt’ es überall verkünden,
wenn ein Mensch sich abkehrt von den Sünden,
dann muss das alte nicht an ihm noch kleben,
wenn er begonnen hat ein neues Leben.

Manchmal versteht man’s nicht so ganz.
Dann blickt man ruhig aus der Distanz.
Leicht hat man’s als Kritiker,
viel schwerer als Politiker.
Was so’n Grüner für ne Wandlung macht,
als Preis für die Regierungsmacht.

Zum protestier’n sie früher alle kamen,
heut sagen sie schnell ja und Amen.
Mancher sich ganz doll erschrak,
der Ami schießt wieder auf Irak,
wütend fliegt Joschka übern großen Teich,
doch sein Mütchen kühlte sich sogleich.

Wer will gegen die Amis schon was machen,
Uncle Sam würd’ da doch herzhaft drüber lachen.
Wer’s Schwert nimmt, der kommt damit um,
sagt Jesus, das hörn wir und darum,
wollen wir ganz feste darauf bauen,
das Menschen sich in Zukunft mehr vertrauen,
dass sie es nicht nötig haben,
sich an Kriegen zu erlaben,
Frieden schenk uns Herr-Gott, komm!
Frieden woll’n wir und Schalom.

Politik wird langweiliger und öder,
daran macht auch nichts Herr Schröder.
Vor Jahren rüttelt er in Bonn am Zaun,
„Ich will hier rein!", hörte man in raun’n.
Kanzler werden das ist schwer,
doch Kanzler sein ja noch viel mehr.
Jetzt kann er sagen: „ich bin drin"
Zwar nicht in Bonn dafür Berlin.

Doch abends vom regieren müde,
befragt er seine Frau recht rüde:
„Wann ist die Currywurst denn endlich hier?
Und überhaupt: – hol mir mal ne Flasche Bier!"
Doch flott spricht da seine Doris:
„Sei ruhig!, sonnst geht es dir wie Boris!"

Man war das wieder ein Trara
Unser Boris und die Barbara.
Das war doch ein Pärchen wie im Traum
Doch nun ist’s wahr man glaubt es kaum,
sie sind mit großem Knall geschieden,
und sagen noch sie wär’n zufrieden.

Doch die Öffentlichkeit, die will es wissen,
was sie sich alles an den Kopf geschmissen,
doch da gibt man ihnen gerne einen Rat,
„So was klärt man am besten ganz privat!"

Doch das Volk will’s sehen ganz genau,
dabei hilft das amerikanische TeVau,
und macht Sachen, die es bei uns würd geben nicht,
ein Live-Bericht mit Kamera aus dem Gericht.

Leicht ist das nicht, für Sie zu reimen.
man muss den 17jährigen aus Leimen
aus der Mottenkiste holen,
um für sie daraus verstohlen
ein fröhliches Gedicht zu schreiben.
Ich hoff auch die Tradition wird bleiben.

Mann sollte auch mal überlegen,
ob es nicht wert sei anzuregen,
von den Pfarramtsbewerbern zu verlangen,
mit einer Büttenrede anzufangen
denn so eine Probepredigt,
ist ja doch recht schnell erledigt.

Ach jetzt bin ich doch ganz froh!
Sie fragen sich „Warum? Wieso?"
Mir ist noch was eingefallen,
das wird, so hoof’ ich, ihnen allen,
eine ganz Menge Freude machen,
wie auch all die andern Sachen.

Was jetzt kommt ist nicht ausgedacht,
sonst würde ich ja schnell ausgelacht.
Neulich war ich in der Bittermark,
ein Ort, den ich sehr gerne mag,
da war eine riesengroße Feier
nun heiß ich zwar weiß Gott nicht Meier,
doch ich bin trotzdem hingegangen,
war pünktlich da, bevor es angefangen.
Ne Gold-Hochzeit geht nicht auf die Schnelle,
da braucht man schon ´ne Blaskapelle.

Während so die Musik spielt,
für das Jubelpaar gezielt,
bekommt man während alle da so stehen,
Prinz und Prinzessin Karneval zu sehen.

Damit alle nicht so frieren
taten schnell sie gratulieren.
Und ich kam mir da so als Pastor
Ganz und gar unkarnevalistisch vor.

Doch dann spielte da die Bläser-Band,
ein Lied das heute jeder kennt:
„Ich bin so schön, ich bin so toll,
ich bin der Anton aus Tirol!"


So was hör ich auch ganz gern,
und das Lied „lobe den Herrn"
haben zuvor alle mitangestimmt
und so ist so ja auch ganz bestimmt,
ein schöner christlicher Empfang
bereichert worden mit Gesang.

50 Jahre zusammen Leben
ist etwas besond’res eben,
das schaffen ja nicht mal Boris und Babs
darauf wurd getrunken mit Sekt und Schnapps.

Doch nun ist Karneval vorbei,
uns ist das nicht einerlei,
auf den Herrn wir nun die Blicke lenken,
und ganz feste daran denken,
was er in seiner Leidenszeit,
für uns an gutem hat bereit’.

Zur rechten Zeit ein fröhlich Wort,
ein Dankgebet an seinem Ort,
das heißt Leben in der Kirch’gemeine,
und niemand muss da sein alleine.
Danke, dass Sie mir liehen Ihr Ohr,
Helau, Helau sagt Ihnen Ihr Pastor
 

© Pfarrer Michael Nitzke