© Pfarrer Michael Nitzke,

Seniorenkreis Nord und Altenstube Süd Büttenrede 2002

 
Nun Leute, gebt jetzt besonders acht,
denn ich hätt`s auch nicht mehr gedacht,
dass das Jahr vergeht so schnelle,
und ich rück Ihnen auf die Pelle.
um hier heute in die Bütt zu steigen.
Und so eröffne (beschließe) ich den Reigen,
mit netten Worten, und Geschichten,
damit wir ne Tradition verrichten,
die, wie es `nem Pastor gebührt
vor Jahren er hat eingeführt.
 
An Jahren warn's so ziemlich zehn,
als man mich sah zum Dienste gehn
zur Altenstube ging’s schnurstracks,
das ist nicht weit, fast nur ein Klacks,
doch was ich mir hatte vorgenommen,
machte mich schon fast beklommen.
Ne Büttenrede sollte es schon sein,
ein Liedchen wurd`s nur, klein und fein.
Doch ich tappte mitten in die Falle,
ein Lied mit Reimen hatten alle.
 
Aber später dann im nächsten Jahr,
gab's kein zurück mehr das war klar.
Da habe ich mich aufgerafft.
und ne Büttenrede auch geschafft.
Da man lernt bei und zwar enorm!
Das Schöne an der Redenform:
man kann alles mögliche hier sagen
und niemand wird sich dann beklagen,
und jeder bleibt mir ganz gewogen
solang ich kriege hin den Bogen,
um am Ende jeder Zeile,
ob in Ruhe, ob in Eile,
ein Wort zu haben, das sich reimt,
auch wenn da `ne Menge Unsinn keimt.
 
So durch die Struktur gestärkt,
kann ich, was sonst jeder merkt,
einfach mal ein bisschen spinnen,
denn Sie könn' mir ja nicht entrinnen.
Am Anfang im Zweijahresrhythmus,
doch jetzt ich jährlich in die Bütt muss,
denn schnell hat es sich rumgesprochen
und das nicht erst seit ein paar Wochen,
dass nicht nur in der Altenstube
wo ich begann als junger Bube.
Nein, auch jetzt im Seniorenkreis
ein jeder es nun auch schon weiß,
dass am Tag nach Karneval,
ich die Rede halte überall.
 
Wer sagt, "Langer Rede kurzer Sinn,"?
Das macht nichts, hauptsach Reim ist drin!
Ach so ist das nun mal eben,
ich genieße grad' das Leben
in wirklich vollen Zügen,
ehrlich, ohne zu lügen.
Im Intercity "Johann Gutenberg"
tu ich nämlich dieses gute Werk,
und schreib in den Computer rein,
mit `nem Bildschirm furchtbar klein,
was mir kommt so in den Sinn,
auf der Reise nach Berlin.
 
Ein guter Freund macht dort `ne Fete
Für`s Ticket geb` ich meine letzte Knete.
Der Zug platzt aus den Nähten fast,
denn unaufhörlich, ohne Rast,
ein jeder hier das Weite sucht,
vor Rosenmontag auf der Flucht.
 
Von Berlin kennt man die Schnauze und die Luft,
doch nun sind die Bonner hier, in Prinzenkluft,
versuchen dort zu missionieren,
und den Frohsinn einzuführen.
 
Doch lägst nicht alle dort im Parlament
man sonst als Faschingsjecken kennt.
Der Bundeskanzler aus Hannover,
ja, das ist ja auch kein doofer,
zu haben ist er ja für jeden Spass,
doch Schröder als Verkleidungsass?
Wer würde das nicht gerne sehn,
als was Politiker an Fasching gehen?
Was gäb`s denn da für Schröders Gerd?
Klar, den verkleiden wir als Pferd!
Und seinen Widersacher Stoiber?

Den lass`n we gehn als Räuber.
Was nehmen wir denn auf die Schnelle,
für den schicken Guido Westerwelle?
Der scheint das ganze Jahr verkleidet,
was ihm so mancher Grüne neidet.
Dem zieh`n wir die Verkleidung aus,
dann ist und bleibt er graue Maus.
Die Rolle spielt ja sonst Frau Merkel,
dafür geht die dann jetzt als Ferkel.
Ferkel sind ganz liebe Biester,
und als was geht jetzt Herr Riester?
Der Mann nur denkt an seine Rente,
den machen wir jetzt fix zur Ente.
Hat denn niemand noch ein Herz,
für den netten Friedrich Merz,
der aus dem tiefen Sauerland,
schnell zum Regierungsviertel fand?
Der Friederich der Friederich,
das war ein arger Wüterich,
darum wäre es doch nicht verkehrt,
wenn als Fliege er sich mal bewährt.
Nein nicht als solch ein Fernsehmann,
der macht, was jeder Pfarrer kann,
mit Leuten einfach nur was sprechen,
mit alten, jungen, braven, frechen,
und es nicht lassen kann, sie anzufassen,
statt Segen bittet, auf sich aufzupassen.
Was Fliege macht, der Talkschow-Pfaffe,
das kann doch heut wohl jeder Affe.
Der Merz, von der Unionsfraktion,
der ist ja was besondres schon.
Darum auch wenn ihm das nicht schmeckt
geht der als richtiges Insekt.
Doch als neuer Friedrich Wüterich,
geht Joschka nun, das meine ich.

Der weiß, wie man mit Parteien umspringt
Und man sich selbst dabei nach vorn bringt.
Kennt er sich doch dabei besonders aus,
den Grünen riss er ja die Flügel aus.
Nun schweigen Fundis und Realos,
und schon geht da der Skandal los!
Der Joschka wird noch als Minister alt,
denn was zählt, ist nur der Machterhalt!
Und wenn es doch mal wahr werd'n wurde,
und Grüne schaffen nicht die Hürde,
dann ist ihm das sicher einerlei,
dann wechselt er schnell die Partei.
Doch einer ja, man sieht’s, er kann es,
das ist unser Bruder Johannes,
Ja, so mancher Bundespräsident
sich mit Reden ins Bewusstsein brennt.
Doch der Herr Johannes Rau,
weiß, wann er schweigen muss genau.
Doch dieser Mann aus Wuppertal,
schafft`s, dass ich nun endlich mal,
von der Politik wegkomme,
und mich stürze auf das Fromme.
 
Da wär zunächst mal die Gemeinde.
Was reimt sich darauf?: Nur die Feinde!
„Die soll man lieben", sagt der Herr,
darum gibt’s bei Kirchens keine mehr.
Aber wir können aus gutem Herzen sagen,
wir tun uns doch ganz gut vertragen.
Und weil nur so ein Pastor
sich kommt ganz alleine vor,
haben wir nicht lang erzählt,
sondern `nen neuen uns gewählt.
Denn den, den wir bisher gekannt,
der ist ja nun im Ruhestand.
Doch des Pfarrers neue Kleider,
die trägt nun der Karsten Schneider.
Zuvor war er ganz nah in Witten,
zu uns kam er nicht angeritten,
sondern wie es sich ja heut gehört,
in einem Auto namens Ford.
Das reimt sich zwar nicht richtig,
doch das ist ja auch nicht wichtig.
Denn was ihm an den Nerven zehrt,
ist, dass das gute Stück nicht immer fährt.
Doch mancher fragt mich auf die Schnelle,
ist der denn wirklich Junggeselle?
Doch die Damen haben sich verkrochen,
denen ich hoch heilig versprochen,
alles zu tun, was ich nur kann,
für sie zu finden einen netten Mann.
Ach, nein, ich bin nicht so gerissen,
das muss auch jeder selber wissen.
Nein, nein, sich hier und da noch einzumischen,
womöglich jemandem was auszuwischen,
nein, das ist meine Art nun nicht,
wie ich meinen Beruf verricht.
 
Denken Sie, nun ist`s genug?
Nein fahr ich zurück im Zug!
Durchs Havelland, fährt nun die Bahn,
und kommt alsbald in Dortmund an.
An Stunden braucht sie dreieinhalb,
genau darum und auch deshalb,
fahr ich gerne mit der Bahn aus Eisen
statt mit dem Auto zu verreisen.
Und hätt' das Motorrad ich genommen,
hätt' ich nichts zu Papier bekommen.
 
Ach ja, im Sommer fragt mich meine Frau,
denn die nimmt`s mit allem sehr genau:
„Sag mal, warum bist du denn nun schonnn da?"
Ich sag: „Ich bin gefallen mit der Honda!"
Das Motorrad war ganz schön zerbeult,
und ich saß da und hab geheult.
Aber es hätt noch können schlimmer sein,
kaputt war nur das rechte Schlüsselbein.
Das ist jetzt wieder gut verheilt,
und mein Schwager hat sich sehr beeilt,
die Maschine wieder schön zu machen,
und jetzt kann der Pastor auch wieder lachen.
 
Wovon könnt ich euch noch berichten?
Ich krieg jetzt richtig Spaß am Dichten!
Ein Ding, das jeder wissen muss,
steht nächstens im Gemeindegruß.
Einen Zettel gilt es rauszureissen,
und dann in den Postkasten zu schmeißen,
vorher müssen Sie darauf vermerken,
was von unsern vielen guten Werken,
kommt an bei Ihnen einfach gut,
und was Ihnen doch Sorgen machen tut.
Ne ganze Menge gibt es zu gewinnen,
damit uns keiner kann entrinnen,
denn mancher hält es für 'ne Plage,
so eine „Kreuzchen-Mach-Umfrage".
Wir wollen damit erreichen unser Ziel:
das ist eine Gemeinde mit Profil!
Doch dann kommt noch der Kirchenkreis,
und will seh´n, wie Sie mit Fleiß,
sich beschäftigt mit den Fragen,
und was Sie sonst noch dazu sagen.
Was dann daraus wird, ist erst mal offen,
doch es bleibt ja ganz bestimmt zu hoffen,
das da nicht einer kommt auf die Idee,
"So geht es ja nun nicht!, Nee, nee!"
Glaub'n Se nicht, so was gibt es nie,
denn wir sehn`s ja in der Industrie,
wie man da ruck zuck im Nu,
schnell macht `ne Filiale zu.
Bei Kirche zählen ja nicht nur die Mücken,
wenn’s schlechter wird, heißt es zusammenrücken.
Dem Herrn Jesus war es auch nicht einerlei!
„Ich bin bei euch, wenn ihr seid zwei bis drei!",
so sagte er in 'ner berühmten Rede.
die kennt jeder und weiß jede.
Doch findet er's bestimmt nicht gut,
wenn man sich damit begnügen tut,
dass unter den drein die da zusammen sind,
sich auch nicht ein einzger find,
der nicht kam, weil er`s nicht musste.
Denn wie wohl ein jeder wusste:
Organistin, Küster und Pastor alleine,
machen noch keine Gemeine,
dazu braucht`s gestern wie heute.
eine ganze Menge Leute.
Und damit die auch gerne wiederkommen,
werden ihr Wünsche aufgenommen.
Das nennt heut man ganz modernisiert:
„Die Kirch` ist mitgliederorientiert."
 
Was ist wohl sonst noch so passiert,
was sie alle brennend int'ressiert?
Borussia hat so auf die Schnelle,
erreicht die Spitze der Tabelle,
da bleib'n se wohl noch lange stehn,
denn wir wollen sie als Meister sehn.
und so hoffen wir im Kohlenpott,
dass auch unser lieber Gott,
tut ein ganz klein bisschen helfen,
dass es gelingen wird den Elfen,
die da nach dem Fußball treten,
und vielleicht auch um den Sieg ja beten.
 
Und was ist für uns das Liebste auf der Welt?
Ja, das ist doch meist das liebe Geld.
Der Herrgott mög`s uns doch vergeben,
er ist uns lieb im Himmel eben.
 
Nichts schien auf der Welt so stark,
wie unsre liebe Deutsche Mark.
Doch nun bald unsre Liebe brennt,
für den Euro und den Cent.
Der Deutsche hat sich schnell gewöhnt,
und was hat er doch zuvor gestöhnt.
 
Auf den Scheinen sieht man Brücken,
den Adler auf den großen Stücken,
und was ich zu erkennen glaub,
auf den Kleinsten ist das Eichenlaub.
Und schau'n wir auf die andern hin
sucht man das Zeichen von Berlin.
Doch halt das kommt mir spanisch vor!
Wo ist das Brandenburger Tor?
Ja, Mensch was ist denn da los?
Der sieht aus wie Juan-Carlos!
 
Tja, ob Rom, Wien oder Madrid,
den Euro hab'n jetzt alle mit.
Doch man hört`s landauf landab,
mit den Preisen zocken sie uns ab.
Sechs Euro, nur für'n Pfund Tomaten!
Kann ich die zahlen auch in Raten?
Ja, das könnt´ heut mal so gehn,
doch mit Zinsen kosten se dann zehn.
Doch wenn wir einfach nix mehr kaufen,
und zuhause nur noch Kraneberger saufen,
und nicht das teure Bier mehr trinken,
ja dann werd'n auch die Preise sinken,
Und dann nach ein paar Wochen,
wird vom Euro kaum gesprochen,
Und wenn dann die Konten voller,
fällt auch wieder mal der Dollar,
Dann heißt's endlich im Zett Dee Eff aus Mainz:
Euro zu Dollar stehn nun eins zu eins.
 
Mancher hat verlor´n viel Geld,
mit Aktien aus der ganzen Welt.
Doch das ist meine Sorge nicht,

ich hab verloren an Gewicht.
Der Pastor auf minus vierzig steht,
ob das noch auf ne Kuhhaut geht?
Nicht in Pfund sondern Kilogramm,
denn zu dick, das ist doch unkleidsam.
Ich habe mich endlich dazu aufgerafft,
was ich doch früher nicht geschafft.
Ich hab’ riskiert ne große Schnauze,
doch nun ist endlich weg die Plauze.
Den Gürtel schnall ich nun ganz enge,
doch gekostet hat es auch ne Menge.
 
Ich schau grad aus dem Fensterglas,
und was ich da am Bahnhof las,
lies mich fasst zusammenzucken,
und recht dumm aus der Wäsche gucken.
Der Zug hält jetzt in Bielefeld,
die einzge Stadt in dieser Welt,
die jeder Pastor aus dem Westfalenland,
gar nicht so recht zum Lachen fand.
Denn da macht man nun mal Examen,
Da lernt man beten, und spricht Amen,
denn wieviel man auch gebüffelt,
irgendein Prüfer hat bestimmt gerüffelt.
Neulich im Urlaub hatte ich `nen Traum.
Nein, nicht von einem Palmenbaum!
Nee, ich saß doch da in mitten,
einer Prüfung und zwar der dritten.
Doch in Wahrheit reichen zwei!
Doch Gottlob ist die Prüferei vorbei!
 
Ach wenn mich einst der liebe Gott,
mich mal fragen tät’ ganz flott,
wenn ich denn dann mal vor im steh,
ob ich noch mal auf Erden geh?
Und ich ihn dann frag: „An welchen Ort?"
Und er sagt, „Sag’s mir, und ich mach’s sofort!"
Dann wüsst ich nicht, was ich sollt sagen,
und ganz schwer läg’ es mir im Magen,
ob ich nach Köln oder Berlin,
sollt gehen auf die Erde hin.
Beide Städte sind mir lieb und nett,
hier und da ich gern ne Wohnung hätt.
In Köln herrscht der Prinz Karneval,
Berlin macht man Politik im Saal.
Und weil ich mich nicht entscheiden könnt,
mir der Herrgott doch ne Lösung gönnt:
„Bevor du dich lang rumgequält,
dann gehst du doch nach Bielfeld!"
„Herrgott, tu mir das bloß nicht an!
Das ist doch wirklich nicht human!"
Doch jetzt ist Bielfeld vorbeigerauscht
Auf Heimatklänge wird nun mehr gelauscht.
In Hamm wird jetzt der Zug geteilt,
der eine über Hagen eilt
der andre dann in Dortmund hält,
wohin ich meine Frau bestellt.
So werden Sie bestimmt verstehen,
dass die Rede muss zu Ende gehen.
Wie immer hat's mir Spass gemacht,
und sie hab'n hoffentlich gelacht.
Statt Amen heißt es nun helau,
ach ja, „bis nächstes Jahr!", genau.

© Pfarrer Michael Nitzke