© Pfarrer Michael Nitzke

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Büttenrede 2011 (25.2.2011)


Karnevals-Feier der Evangelischen Philippus-Kirchengemeinde Dortmund (25.2.2011)


Helau und auch Alaaf Ihr lieben Philippus-Leute,

Spaß und Frohsinn, sind hier angesagt heute,

ob denn da so eine Büttenrede das richtige ist?

Wer denkt, „Das hör ich mir nicht an, den Mist!“,

kann jetzt mal in der Küche nach dem rechten seh‘n,

oder schnell mal vor der Tür eine rauchen geh‘n.

Nur darf er dann sich hinterher nicht bei mir beklagen.

Wer den Raum verlässt, dem geht’s kräftig an den Kragen

Wer hier sitzen bleibt, ist auch nicht wirklich sicher,

dass man über ihn nicht spottet mit bissigem Gekicher.

 

Ja, so ist das meine lieben Philipper,

das Gemeindeleben wird immer hipper,

dauernd ist hier immer etwas los,

wie schafft Philippus das bloß?

Das liegt an den vielen Menschen, die dabei helfen,

Ehrenamtliche schweben herum, wie Engel und Elfen,

Ruck zuck, wird eingekauft, gekocht und aufgebaut,

alles ist wunderschön und niemand in die Röhre schaut,

ein wunderbares Buffet, dazu wird guter Wein serviert,

Philippus hat sich wieder mal einladend präsentiert.

Doch öfter wird in einem Bezirk über Arbeit gestöhnt,

man muss halt was tun, dass man die andern verwöhnt.

Die andern fragen, warum ist alles Schöne da drüben?

Die sagen, helft mit, ihr könnt hier schon mal üben,

denn nächstes Mal ist bei euch das Philippus-Fest,

und wir räumen das Buffet bis zum allerletzten Rest.

Gut, dass man so ne Büttenrede auf den letzten Drücker schreibt,

Man wüsste sonst nicht, wo Raum für das aktuelle bleibt.

Noch nie war man in Dortmund so richtig froh,

und wusste Deutscher Meister werden wir sowieso.

Nur einer will von der Vorfreude nicht wissen viel,

der Trainer denkt immer nur bis zum nächsten Spiel.

Das ist ok, solange wir immer das nächste gewinnen,

dann kann die Vorbereitung zur Meisterfeier beginnen.

Denn so weit vom Finale sind wir nicht mehr entfernt,

und auf dem Weg dahin haben wir so einiges gelernt:

Viel Geld schießt nicht immer unbedingt ein Tor.

Wir brauchen keine Stars, nein die Jugend die geht vor.

Alles andre ist da für die Katz,

und wichtig ist nur aufm Platz.

 

In der arabischen Welt da fallen die Diktatoren,

in Deutschland purzeln nur vermeintliche Doktoren.

Während Mubarak stürzt nach 30 Jahren in Ägypten,

Sucht zu Guttenberg nach seinen alten Manuskripten.

„Eben waren meine Originaltexte doch noch hier!“

Ach, sagt Stephanie, deine alten Zeitungen sind längst im Altpapier.

Über 420 Seiten hat sein Werk der Wissenschaft,

doch um alles selbst zu schreiben fehlte ihm die Kraft.

Doch nur weil er ein paar Zeilen abgeschrieben,

steckt man ihn nicht zu gewöhnlichen Dieben.

Für ihn hat man sich was Schönes ausgedacht,

womit man ihm bestimmt ne Freude macht.

Etwas womit er auswetzen kann diese Scharte,

er kriegt für Afghanistan ne Monatskarte.

Am Wochenende und nach neunzehn Uhr,

gilt sie nicht für ihn alleine nur,

dann kann seine Frau umsonst mit fahren,

und so tut er auch ne Menge Kohle sparen.

Etwas schont doch noch mehr das Bundessparschwein,

Vielleicht kriegt er ja nur nen Einzelfahrschein.

Denn den smarten Adelsknaben,

wollen wir gar nicht wieder haben.

Denn das ist bei der Idee da mein Kalkül,

wir bitten da unten für ihn um Asyl.

 

So‘n Doktortitel ist ja auch ganz schön,

ich könnte mich da auch ganz gut dran gewöh’n.

Doch ich weiß nicht, wo ich was kopieren kann.

Am besten ich mach mich an den Karsten ran.

Ich komm zu ihm, sagen wir zum singen üben,

und schick ihn schnell zur Küche drüben.

Während er sich dann beeilt beim Kaffee machen,

suche ich in seinen vielen Arbeitssachen,

und schnell hab ich‘s gefunden schon,

ein Exemplar seiner Dissertation.

So eine Kopie, die macht sich leicht,

und schnell ist sie bei der Uni eingereicht.

Doch wenn die mich da fragen würden,

kämen für mich die ersten Hürden.

Denn von dem, was ich da fleißig abkopiert,

hab ich auch nicht nur einz‘ges Wort kapiert.

Also Schuster, bleib bei deinem Leisten,

und so tu ich, was ich kann am meisten:

Ich schreib ne Büttenrede für den Karneval,

die halt ich hier und da und überall.

 

Mit einer Frau ich hoffentlich nicht tauschen muss,

dass ist Bianca, die Chefin vom Kirchenmusikausschuss.

Nicht dass die Musica nichts Edles wär‘,

doch neue Leute suchen das ist schwer.

Die Orgel, die Kantorei und der Gospelchor,

das kommt einem doch gar nicht so schwierig vor.

Am besten wär, es blieb wie früher in einer Hand.

Doch für die Lösung sich einfach kein Bewerber fand.

Jetzt werd‘n‘s wohl drei sein, ist nicht schlimm,

Hauptsache jeder von den dreien heißt auch Benjamin.

 

Zweimal im Jahr, da guckt der Rüdiger ganz streng,

wir Schwestern und Brüder machen unsre Schultern eng.

Seine Sorgen sind dann auch nicht gerade klein.

denn er teilt uns für die Notfallseelsorge ein.

So ein Handy findet im Normalfall jeder ganz nett.

Doch ein Notfallhandy legt man nicht gerne ans Bett.

Wenn‘s klingelt mitten in der tiefsten Nacht,

oder abends vor der Tagesschau um acht,

dann muss man schnell zum Einsatz gehen,

und der Feuerwehr zur Seite stehen.

Dann wird auch der coolste Pfarrer fromm:

Bitte, bitte lieber Gott, mach schon, komm,

schenke Gesundheit, und bewahr das Leben allen,

denn ich möcht nicht vom Klingeln aus dem Bette fallen.

 

Wenn sich in Philippus neigt die Dämmerung,

dann wird der Pfarrer Garpow wieder jung.

Zwanzig, dreißig Jahre werden abgestreift,

wenn dann er zur E-Gitarre greift.

Die Akkorde gehen von der Hand ihm locker,

Und er fühlt sich wieder wie ein Rocker.

Schnell wird der Rest der Band herbeigeholt,

und dem Jazz, Rock und Blues Tribut gezollt.

Nach einem Wochenende fällt auch schon der Vorhang,

bis zum nächsten Mal dauert‘s wieder ein Jahr lang.

 

Was ist sonst noch so passiert im letzten Jahr,

so lange her, das ist schon gar nicht mehr wahr.

In Island ging allen der Vulkan auf den Keks,

und Frau Merkel war mit dem gemeinen Volk unterwegs,

denn die Flieger mussten alle am Boden bleiben,

und die Stars durften sich im Zug die Zeit vertreiben.

 

Deutschland konnte den WM-Pokal leider nicht kriegen,

aber ein deutsches Mädchen tat beim Singen siegen.

Ein Trauerspiel beherrschte jedes Nachrichtenmagazin,

das waren die steilen Thesen des Herrn Thilo Sarrazin.

An seine Medienpräsenz kommt nur noch ein ran.

Das ist der Wetterfrosch Jörg Kachelmann.

Seine letzte Sonnenscheinprognose

ging doch wohl sehr stark in die Hose.

Von dem was im Beinkleid ist, soll man sich nicht regieren lassen.

Und vor allen Dingen nicht so fest an andre Frauen fassen.

 

Der Bundespräsident hatte schnell die Schnauze voll,

und Roland Koch gefiel das Amt auch nicht mehr so doll.

Der Rüttgers wurde in Düsseldorf abgewählt

und Ole von Beust hat sich selbst vom Platz gestellt.

Leer sah es bald in den Machtzentralen aus,

und Angela fühlt sich da schnell allein zu Haus.

 

Kurz nach dem letzen Karneval,

rauschte es im Blätterwald überall,

Deutschlands oberste Kirchenfrau,

fuhr bei rot, und das sternhagelblau.

Ganz schnell musste sie nun die Fleppe abgeben,

doch statt wie ein Politiker am Sessel zu kleben,

zeigte sie uns wie schön ein Rücktritt sein kann.

Ob, sie wusste, dass sie so unsere Herzen gewann?

Ihren Job hat nun der Herr Nikolaus Schneider,

doch eine Frage quält uns immer noch leider,

wer hat da neben ihr im Auto gesessen?

War‘s jemand mit dem sie gut zu Abend gegessen,

Oder ist da beim Rotwein saufen,

noch irgendwas anders gelaufen?

Sie sagt nichts, sie ist ja schließ nicht so dumm.

Und ‘nen Job hat sie jetzt auch an der Uni in Bochum.

 

Nur einer darf sich ungeniert voll laufen lassen,

in den geht viel rein, man kann es nicht fassen.

Der lehrt auch nicht an einer Universität,

der ist auf ganz anderem Gebiet eine Kapazität.

Der ist aber weder Professor, noch Doktor,

auch ist er kein Bischof oder ein Pastor.

Studiert hat er gar nicht, nee, nee.

Ich rede hier vom Dortmunder Phönix-See.

Vom vielen Trinken wird er nicht mal blasser,

denn er schüttet sich nur voll mit reinstem Wasser.

Von Dortmund-Hörde redet bald die ganze Welt,

doch solche Werbung koset auch ‘ne Menge Geld.

Doch der Dortmunder kann sehr vieles erdulden,

ist so klamm, dass er kaum Angst hat vor Schulden.

Der riesige Schuldenberg steigt derweil im Nu,

schuld daran ist ganz klar das Dortmunder U.

Früher war es einfach ‘ne hässliche Brauerei,

heute ist‘s ein Museum mit moderner Malerei.

Hoffen wir, dass diese Kunst erfreut auch die Herzen,

denn vom Union-Bier hat mancher heute noch Schmerzen.

 

Doch wenn der Dortmunder hört was von Kultur,

dann wird er seinem Ruf gerecht und bleibt stur.

Den Kulturbeutel füllt er mit Zahncreme und Seife auf.

Doch auf Kunst und Theater, da pfeift er drauf.

Kultur ist meist, wenn man rumsitzt und zusammen säuft,

dafür man gerne auch zu Fuß über die Autobahn läuft.

An einem wirklich sehr schönen Sommertage,

beruhigte sich auf der A 40 mal wieder die Lage.

Manche dachten es geht nicht mehr schlimmer,

doch wer sich umschaut, denkt, es ist doch wie immer:

Man sitzt nebeneinander und kommt nicht voran.

Wenn das Kultur ist, bin ich jetzt Supermann.

 

Doch eines schönen Tages, dachte ich so bei mir.

Was soll ich zu Hause nur rumsitzen hier.

Du kannst nicht nur auf dem Sofa ruhn,

du musst auch mal was für den Körper tun.

Heraus geht’s in die Sonne, zurück zur Natur,

Junge, schnapp Dir Dein Fahrrad und mach mal ‘ne Tour.

Aufs Radeln war ich jetzt ganz versessen,

und fuhr an der Ruhr lang bis in den Süden von Essen,...

 

Hoffen wir in diesem Jahr fest, dass Gott uns leitet,

denn 2011 ist als Jahr der Taufe vorbereitet.

Die Taufe ist das große Geschenk von Gott unserm Herrn,

und das sagen wir ja auch wirklich allen Menschen gern.

Wir taufen Kinder ob groß oder klein,

wir laden auch Erwachsene herzlich dazu ein.

Doch eines, das gilt in der Kirche und bleibt wahr.

Zweimal taufen geht nicht, das ist doch wohl klar.

Die Taufe, das weiß man unter Christen überall,

sie gilt doch immer nur ein für alle Mal.

Gottes Liebe ist eine große wunderbare Gabe,

und ich freue mich, dass auch ich sie von ihm habe.

Gott gibt uns Tränen und schenkt uns Lachen,

Dankbar sind wir für ALLE diese Sachen.

Lasst unser Hoffen und Träumen Gott anvertrauen

Und in unserem Leben immer auf ihn bauen.

Kommt jetzt das Amen, oder heißt es heute helau?

Der Pastor sagt, Tschüss, denn er weiß es nicht genau.

 

© Pfarrer Michael Nitzke