© Pfarrer Michael Nitzke

Die Reimpredigt vom 25./26..2.2017 in Löttringhausen, Brünninghausen  und in Kirchhörde

Perikope von Aschermittwoch: Daniel 5 in Auswahl (Predigtreihe: M (neu:WT))

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 Liebreizende Närrinnen und verehrte Narren,

nun braucht ihr nicht länger in Trübsinn zu verharren,
ob ihr euch zählt zu Gottlosen oder zu Frommen
ihr werdet heut alle auf die Schüppe genommen.
Meint nicht, wer Witze macht, habe keinen Glauben!
‘nem frommen Narren tut Gott manches erlauben.
 
Fröhlich zu sein, ist eine wunderbare Gabe,
und jeder kann dankbar sein, dass er sie habe.
In der Bibel steht öfter ein Satz geschrieben,
und ich verspreche, Sie werden ihn auch lieben:
„du sollst fröhlich sein vor dem HERRN, deinem Gott“[1]
Fröhlichkeit ist gut! Doch hüte dich vor Spott.
Du darfst den Bogen nämlich nicht überspannen,
sonst wird der Herr dich schnell verbannen.
Sie mögen sich nach der Predigt selbst ein Urteil bilden,
Wenn Strafe sein muss, frage ich dann nach einer milden.
 
In die Kirche kommt man um zu singen und zu beten,
und in der Predigt lernt man was von den Propheten.
Einer davon trägt den schönen Namen Daniël,
und von dem erzählt euch jetzt der Pfarrer Michael.
 
Als ich diesen Text wählte, hab ich gar nicht dran gedacht:
darauf hat sich Heinrich Heine schon seinen Reim gemacht.
Aber so etwas tut mich doch gar nicht stören,
und Sie woll‘n ja von mir was Eigenes hören.
 
Belsazar hieß der mächtige und große Mann,
der setzte in seinem Palast ein Gastmahl an.
Mit dem König von Babylonien feiern alle gerne,
sein Trinkgeschirr besorgte der einst in der Ferne.
Nach der Eroberung Jerusalems war ihm gar nichts heilig.
So plünderte er noch Salomos ehrwürdigen Tempel eilig.
Er nahm die geweihten Gefäße mit, aus Silber und Gold.
Zuhause trank er seinen Wein daraus, der Trunkenbold.
Das konnte Gott, dem Herren, nun wirklich nicht gefallen.
Und beim Gastmahl zeigte er den göttlichen Ärger allen.
Mitten beim Saufgelage sah man an der großen weißen Wand,
dass Zeichen sich dort bildeten, wie von unsichtbarer Hand.
Die Leute waren erschüttert und schauten alle dort hin,
es formten sich die Worte: „mene mene tekel u parsin“.
Der König wurde ganz blass und rief zu seinen Leuten:
„Wer von euch kann mir denn diese fremden Worte deuten?“
Es gab Astrologen, Zauberer und Zeichendeuter in dem Reich, aber keiner davon kam in seiner Erfahrung Daniel gleich.
Daniel vertraute feste Gott dem Herrn,
und blieb immer ganz bei der Wahrheit gern.
„Mene“, das heißt, egal ob ich es drehe oder wende:
Gezählt hat Gott deiner Herrschaft Tage, du bist am Ende.
„Tekel“ …, warte ich hab’s gleich in ein paar Sekunden:
Gewogen hat er dich – und dich zu leicht gefunden.
„u-parsin“ heißt, sie haben dein schönes Reich zerteilt.
Meder und Perser, als neue Herren, kommen bald hergeeilt.
Dieses Menetekel, die geheimnisvolle Schrift an der Wand,
führt dazu, dass das Leben des Königs bald ein Ende fand.
Drum merke Mensch aus unseren heutigen Tagen,
„Das geht mich nichts an!“, sollst du nicht sagen.
Stehst du vorm Spiegel und spürst du vor dir selber Ekel,
dann erlebst du so Dein ganz eigenes Menetekel.
Öffne dein Herz freimütig Gott, dem Herrn,
dann ist für Dich Vergebung nicht mehr fern.
Das ist der Sinn der Fastentage,
dass jeder für sich sein Herz befrage.
Dass Du die Zeichen der Zeit erkennst,
und nicht mit offenem Auge pennst.
Die Zeit ist gekommen um dich vom Bösen abzuwenden,
sonst wirst Du genauso wie der König Belsazar enden.
Lässt Du aber von Christus dein Herz berühren,
wird er Dich in den unendlichen Himmel führen.
Doch Herrscher vom Schlage eines Königs von Babylon,
haben wir heutzutage eine ganze Menge schon.
 
Auf vieles kann man sich heut keinen Reim mehr machen,
Doch wenn man‘s in Reime fasst kann man drüber lachen!
Heute muss man bedacht sein, dass man mit einem Gedicht
nicht plötzlich einen richtigen Krieg vom Zaune bricht.
Sultan nennt er sich gern, der starke Mann am Bosporus.
Wenn er in Fahrt ist, stoppt niemand seinen Redefluss.
Einer meint, dass er das Gerede nicht mehr hören kann.
Der Mann ist beim Fernsehen und heißt Jan Böhmermann.
Er hat die Reden des Obertürken nicht mehr ertragen.
Aber er ging ihm unter der Gürtellinie an den Kragen!
Mit seinem sogenannten satirischen Schmähgedicht,
zerrte der Sultan ihn dann vors Hamburger Landgericht.
Das hat nun dem Staatsmann erst mal Recht zugesprochen.
Denn der Jan hat eine Grundregel der Satire gebrochen:
Du sollst den Teufel nicht mit Beelzebub austreiben,
sondern bei Kritik immer schön auf dem Teppich bleiben.
Derweil nutzt der Sultan die Folgen von dem Putsch
Und schnell ist auch der Rest der Freiheit futsch.
Drum merke, den Kampf gegen die wirklich Bösen
kann man mit ‘nem Gedicht alleine nicht lösen.
Dennoch ist und bleibt die stärkste Waffe die Schrift.
Ein wahres Wort mit Humor, ist für den Despoten Gift.
 
Und an Tyrannen hat es heute leider keinen Mangel,
mit Ängsten holen sie das Volk schnell an ihre Angel.
Erschallt über den Teich der Ruf „America first“
Merkst du schnell, dass du zu denen nicht gehörst.
Sie wollen uns auch gar nicht mehr gerne bei ihnen sehen.
Versucht’ ich‘s, könnt‘ ich am Airport gleich wieder gehen,
„Natürlich habe ich die Absicht eine Mauer zu errichten,
Und die davor stehen, müssen den Preis dafür entrichten.“
Man hat sich lange die Frage gestellt,
was dem Trump an Wladimir Putin gefällt.
Doch nun ist es endlich zweifelsfrei erwiesen,
der Russe hat dem Ami die Berliner Mauer gepriesen.
Der Osten hat sie hastig quer durch die Stadt aufgestellt,
der Westen hat sie dann bezahlt mit Zwangsumtauschgeld.
Beim Erzählen kam Präsident Putin gerade nur so weit!
Für ein längeres Gespräch hatte Donald Trump keine Zeit.
So hat der Ami nicht erfahren, wie es weiterging,
denn nach Jahren bekam auf einmal Löcher das Ding.
Die sie einst taten mit viel Hingabe bauen,
fingen nun an aus dem eigenen Land abzuhauen.
Viele Ossis machten schnell rüber von Ost nach West.
Und die Mauerspechte gaben dem Schandbauwerk den Rest.
Sie zerhackten die Mauer in viele klitzekleine Brocken,
und begannen den Touristen nun damit das Geld abzuzocken.
 
So musste der Westen für die Mauer doppelt blechen,
Darüber konnte Putin mit Trump auch nicht mehr sprechen.
Trump erfuhr nie, dass der Staat der die Mauer errichtet,
wurde später durch dieses Bauwerk schmählich vernichtet.
Bald sehen wir Menschenmassen, wie sie nach Mexiko ziehen,
nicht wegen Urlaub, die Amis müssen vor der Mauer fliehen.
Weil es allen dann da ziemlich schnell sehr gut gefällt,
zahlt Mexiko jedem Hundert Pesos Begrüßungsgeld.
Und bald hört die Welt es über jeden Fernsehsender,
denn Mexiko kriegt jetzt bald fünfzig neue Bundesländer.
Und Europa fühlt sich so endlich einmal wieder stark.
denn Donald Trump beantragt Asyl dann in der Uckermark.
Dort seien schon manchen Despoten ganz gut untergekommen,
Mr. President hofft, er wird dort auch nett aufgenommen.
Ein Zimmer im Flüchtlingsheim ist für ihn frei ganz oben,
denn Marine Le Pen wurde gestern grad erst abgeschoben.
Doch nicht nach Paris, sondern nach Französisch Polynesien.
Für Franzosen ist das weiter weg als für uns Oberschlesien.
Für Gert Wilders geht‘s auch nicht nach dem eigenen Willen,
den schieben wir ab auf die Niederländischen Antillen.
 
Für Trump finden wir auch noch einen Platz bald anderswo.
Denn kürzlich ist ja freigeworden das Lager in Guantanamo.
Bleibt die Frage, was sollen wir mit Frauke Petry machen,
denn seit der Pleite der AfD hat sie hier nichts zu lachen.
Wir sagen, in Königsberg warte auf sie mach alter Kamerad.
Angekommen merkt sie, das heißt ja immer noch Kaliningrad!
Herr Putin hat für sie dort einen Job im Gemüsehandel,
zum Nachdenken, über ihren politischen Lebenswandel.
 
Ach, ich hätte ja beinah gar nicht mehr daran gedacht,
dass auf der Insel May’s Theresa bald den Brexit macht.
Ich glaube sie hat sich davon viel zu viel versprochen,
und kommt bald durch den Eurotunnel zurückgekrochen.
Doch lasst uns nicht nur aufs Politische schauen,
wir wollen ganz feste auf unseren Glauben bauen.
 
Heute will man immer schnell sein, bloß nicht rasten,
doch wie wäre es mit einer Auszeit, und einfach fasten.
Du musst nicht ganz auf Essen und Trinken verzichten,
du sollst ja noch irgendwie dein Tagwerk verrichten.
„Sieben Wochen ohne“ heißt da heute das Zauberwort,
Ohne Fleisch und Wein? Nein! Sieben Wochen ohne Sofort!
Sei doch einfach mal ein ganzer Mann,
was du tun musst, dass geh langsam an.
 
Der Chef wird erst mal um die rechten Worte ringen.
Doch du musst ihn peu à peu zu der Überzeugung bringen,
dass, wenn du dein Werk ganz in Ruhe kannst beginnen,
wird die Arbeit ganz schnell an Qualität gewinnen.
 
Bei der Kirche ist jetzt arbeitsmäßig alles in Butter,
wir feiern seit 500 Jahren den Hammer von Martin Luther.
Im Reformationsjahr haben wir eine neue Bibel bekommen,
von den alten Worten wurde viel wieder hineingenommen.
Ansonsten war es eine behutsame Revision.
Wir kennen das alte Lied ja nun schon.
Martin Luther hat die Bibel ins Deutsche übertragen,
nun will jede Generation was Neues dazu sagen.
 
„Licht unter den Scheffel stellen“ ist sprichwörtlich,
in den Siebzigern wollte man es so altmodisch nich‘.
Statt Scheffel hat man an die Stelle Eimer geschrieben.
Doch dabei ist es dann nicht mehr lange geblieben.
In den Achtzigern hat man das Rad wieder zurückgedreht,
seitdem neben der Lampe wieder der Scheffel steht.
Jahrzehnte fragten sich wieder die Theologen,
wie kriegt man den Text wieder so hingebogen,
dass der des Griechischen Kundige sich daran erfreut,
und Otto Normalverbraucher die Bibel nicht scheut?
 
Für die neue Version hat man wieder was entdeckt,
und hofft, dass der Leser sich davor nicht erschreckt:
Jesus kann auf dem Boot den Sturm nicht mehr stillen.
Was ist mit dem Gottessohn passiert um Himmels Willen?
Hat er auf einmal verloren seine besondere Gotteskraft?
Oder hat man Wundergeschichten kurzerhand abgeschafft?
Keins von beiden, die Fragen gehen total daneben.
Man hat gemerkt: Es war kein Sturm, sondern ein Beben!
 
Kindergottesdiensthelfer wurden umgeschult inzwischen,
sie müssen jetzt ordentlich rütteln mit den Tischen,
damit sich die Kinder wie beim einem Erdbeben fühlen.
früher tat man einfach mit Pusten den Sturm nachspielen.
 
Wenn jetzt für eine neue Bibel gekommen ist die Zeit,
dann ist sicher ein neues Gesangbuch nicht mehr weit.
Aber das muss wirklich ein ganz besonderes sein, weil
wir wünschen uns im Anhang einen extra Dortmunder Teil.
Welche Lieder da rein müssen ist auch schon längst klar.
Auf jeden Fall: „Leuchte auf, mein Stern Borussia“.
Im Regionalteil steht dann dieser Or’ginal-Ton ganz vorn:
Im Jahre 1909, da wurd’ ein Stern gebor’n.
Und man sah sofort an seinem Schein,
er kann nur aus Dortmund sein.
Dieser Stern der heißt Borussia und er leuchtet in schwarz gelb.
Als schönster Stern von allen dort, am großen Himmelszelt.
Und seh’ ich hinauf zum Firmament
auf den Stern, den jeder kennt.
Spür ich seinen Glanz, dann sag ich mir:
Er ist auch ein Teil von dir!
Zum Schluss ist dem Dichter kein Reim mehr eingefallen.
Egal, auf der Süd ist das bisher keinem aufgefallen:
Leuchte auf, mein Stern Borussia! Leuchte auf, zeig mir den Weg!
Ganz egal, wohin er uns auch führt: Ich werd’ immer bei dir sein!.
 
Sollte im Dortmunder Gesangbuch kein Platz mehr sein,
dann dürfen nicht so viele von den alten Lieder rein:
Stern über Bethlehem, zeig uns den Weg,
führ uns zur Krippe hin, zeig, wo sie steht,
leuchte du uns voran, bis wir dort sind,
Stern über Bethlehem, führ uns zum Kind!
Schade um diese schönen weihnachtlichen Worte,
dafür singen wir das dann hier an diesem Orte:
Als Kind bin ich mit meinem Vater gekommen
und der wurd’ auch schon von seinem mitgenommen.
Borussia verbindet Generationen,
Männer und Frauen, alle Nationen.
So wird das auf der Tribüne wohl gesungen,
in der Kirche hat das immer so geklungen.
Du hast vereint in allen Zonen
uns, die du liebtest je und je;
wir bitten, Herr, lass bei uns wohnen
den Geist der Gnade aus der Höh.
Ich hör auf mit dem Zitieren, denn jetzt ist es genuuch,
wer mehr singen will kauft im Fanshop das BVB-Liederbuch.
Dann hat er auch endlich was Gutes für Zuhause,
denn ab und zu hat der Stehplatzbesucher mal Pause.
 
Denn viele von denen haben sich nicht gut benommen,
denen ist der sportliche Respekt abhandengekommen.
Gegenüber den roten Leipziger Rasensport-Bullen
haben sie sich aufgeführt wie gehirnlose Nullen.
Ach ließen sie es doch dort auf dem südlichen Rang,
bei ihrem sonst so innigen und freundlichen Gesang:
Das Leben beginnt,
wenn die Kurve singt, hüpft und springt,
Der Spaß am Leben tut aber ganz schnell enden,
wenn ihr Euch lasst von der Gewalt verblenden.
 
Drum merkt Euch diesen alten Fußball-Satz:
Das Wichtigste ist doch nun mal auf’m Platz.
Seid freundlich nicht nur zu manchen, sondern zu vielen,
denn sonst will bald keiner mehr mit euch spielen.
 
Gewalt, sowohl mit Taten als auch Worten, ist verboten,
Und nun lernt aus eurem Buch die Texte und die Noten:
Es gab Zeiten, da gings uns richtig schlecht,
wir blickten in den Abgrund und schworen uns: "Jetzt erst recht".
Gemeinsam durch das Tränental, geschlossen Hand in Hand
und am Ende der dunklen Gasse erstrahlt die gelbe Wand.
Das kommt mir bekannt vor, was war das noch mal?
Und ob ich schon wanderte durchs finstere Tal…
Die gelbe Wand ist letzte Woche grau geblieben,
und doch tat die Borussia überzeugend siegen.
Hört auf so übel andere Vereine zu verhöhnen,
sonst tun wir uns schnell an die leere Tribüne gewöhnen.
Verlassen wir jetzt erstmal das Fußballfeld,
und reden wir mal wieder über Gott und die Welt.
 
Vor einem Jahr zu Karneval im Seniorentreff,
bekam dieser Kirchhörder Kreis ‘nen neuen Chef.
Ach sagen wir es doch noch genauer,
denn heute heißt es Frauen-Power.
Der neue Chef ist wieder ‘ne Dame,
Jutta Thiel so heißt ihr werter Name.
Aus Löttringhausen tat sie nach Kirchhörde finden,
doch dazu brauchte sie sich nicht lange überwinden.
Sie ist zu Hause im ganzen Gemeindeparkett,
dass sie auch bei uns mitmacht, finden wir total nett.
Bevor manche aus andern Bezirken geh‘n mit ihr zu Gerichte,
werfen wir erstmal ‘nen Blick in die biblische Apostelgeschichte.
Gott sprach zu Philippus: „Ich brauche dich an jenem Ort!“
Philippus sagte: „Kein Problem, o Herr, ich komm sofort!“
Jutta hat genau die richtige Grundhaltung
für unsere Philippus-Gemeindegestaltung.
Ihr Wohnzimmer steht im Gemeindehaus Löttringhausen,
Im Bibelkreis sieht man sie öfter in Brünnginghausen.
Den Seniorentreff führt sie nun beim Kirchhörder Patroklus,
Aus dem Holz schnitzt man Menschen der Gemeinde Philippus.
 
Die Pfarrerschaft in Philippus wird immer schlanker,
das kommt nicht vom Fasten, nein, weil weg ist Bianca.
Sie bildete sich gerne weiter auf einer Insel mit Dünen.
nun sammelt sie neue Erfahrung in ‘ner Stadt namens Lünen.
Wir sind traurig, aber sollten nicht fluchen,
sondern müssen in Ruhe jemand neues suchen.
Aber zum Leidwesen der Glaubenden und aller Frommen
Werden wir nur eine halbe Pfarrstelle zurückbekommen.
Aber ihr braucht euch nun wirklich nicht zu bestürzen,
wir werden dann die Predigten auf halbe Länge kürzen.
Getauft wird dann nur noch jedes zweite Kind.
Und wenn wir dann schon beim Kürzen sind,
wird von Ehepaaren nur die Braut alleine getraut,
im Kindergarten wird nur noch eine halbe Burg gebaut.
Die Konfis müssen statt zehn nur noch fünf Gebote lernen.
Was sonst noch so wegfällt, das steht noch in den Sternen.
Es macht wirklich keine Freude, sich gesund zu schrumpfen,
und auch nicht sich dabei gegenseitig zu übertrumpfen.
Wo man hinschaut, ist überall das gleiche zu sehen,
das, was wir kennen, scheint den Bach runter zu gehen.
Will ich heut was kaufen, steh ich in keiner Schlange,
da gibt es andere Wege, und da fackel ich nicht lange.
Ich bestell im Internet und lass es mir nach Hause bringen.
Der Einzelhandel kann ein trauriges Liedchen davon singen.
Viele Geschäfte machen einfach zu,
und leer ist die Innerstadt im Nu.
 
Wie lange bleiben die Kirchen noch in der Mitte stehen,
wenn dann bald niemand mehr wird zum Gottesdienst gehen?
Passt auf, dass ihr den rechten Moment nicht verpennt.
Denn bald machen wir den Kirchgang zum Mega-Event.
Wer sonntags nicht zur Kirche geht ist out,
der hat sein Leben wahrhaft auf Sand gebaut.
 
Ach, das Event wird nicht „mega“ sondern „giga“,
denn wir gründen eine Kirchen-Bundes-Liga.
Philippus predigt Sonntag gegen Reinoldi vier zu drei,
Marien trennt sich von Petri friedlich mit zwei-zwei.
In Paulus hat der Torwart nicht richtig aufgepasst,
dafür hat Paul-Gerhard wieder den Trainer geschasst.
Früher waren die Kirchen-Bänke voller Gemeindeglieder,
heute sieht man sie nur noch als zahlende Zuschauer wieder.
Der Küster tut nicht mehr den Altar gestalten,
der steht jetzt im Tor und muss Elfmeter halten.
 
Der Pfarrer ist jetzt endlich einmal Kapitän,
und darf mit Konfirmanden auf das Spielfeld geh‘n.
Er spornt sie mächtig an, damit sie richtig laufen.
Denn wer nicht spurt, den tun die Presbyter verkaufen.
 
Und der Lohn für den hart erkämpften Sieg,
ist dann die Messe in der Champions-League.
In Rom ist bald ausverkauft das Endspiel dann,
denn dort spielt Philippus gegen den Vatikan.
Der alte Benedikt sitzt alleine auf der Bank,
denn seine Kardinäle meldeten sich alle krank.
Mit Diego hat Franziskus die Hand Gottes reaktiviert,
doch der hat noch nie die Pässe von Philippus pariert.
 
Kantor-Thomas trifft routiniert das hohe Ce,
der Schweizer-Garde tun deshalb die Ohren weh,
Gospel-Paul gibt mit „Oh happy day“ dem Spiel jetzt Pfeffer
Und landet mit „Amazing Grace“ einen weiteren Treffer“.
Es gäbe viel mehr Tore, wenn die Messdiener uns ließen!
Kopfball, abgewehrt. Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen!
Rahn schießt – Tooooor! Tooooor! Tooooor! Tooooor!“
Kirchenfußball kommt mir auf einmal gar nicht seltsam vor.
Da sehe ich den Schiedsrichter nach seiner Pfeife kramen.
Ich sehne den Pfiff herbei, wie bei der Predigt das Amen.
Aus, aus, aus, -- aus!! -- Das Spiel ist aus!
Philippus trägt den goldenen Pokal nach Haus.
 
Ja, liebe Leute so könnte es in der Zukunft laufen,
wenn wir unsere Seele an den „Fußballgott“ verkaufen.
Darum lasst uns wieder entdecken an diesem heiligen Orte,
dass uns alleine nur helfen Gottes freundliche Worte.
 
Wisst ihr denn noch, wie es am Anfang war,
mit Daniel und dem König Belsazár?
Das Menetekel an der Wand, was war die Bedeutung gleich?
Gezählt: zu wenig! Gewogen: zu leicht! geteilt ist dein Reich.
Gezählt, Gewogen, Geteilt sind auch Namen dreier Stücke Geld.
So hießen eben drei Münzen in der damaligen antiken Welt.
 
Vom Heiermann über den Fuchs bis zum Tacken oder Groschen
hatten wir auch solche Namen, die sind längst erloschen.
Die Euro-Währung ist noch nicht so beliebt,
dass man ihr schon eigene Spitz-Namen gibt.
Egal, damals in Baybylon gab die Schrift an der Wand,
allen, die sie sahen, unmissverständlich bekannt:
Dein Wert wird mit jedem Augenblick immer geringer,
wenn Du so weiter machst bist du nicht mehr der Bringer.
 
Darum nimm das Menetekel ernst,
damit du bei der Predigt was lernst.
Mache in deiner finsteren und verstaubten Seele Platz,
für Güte und Liebe, dann hast Du im Himmel einen Schatz.
Wenn du jetzt ganz schnell wirst damit beginnen,
kannst Du vor dir selbst und Gott nur gewinnen.
Denn Gott schenkt uns in Freiheit seine ewige Liebe,
wenn das mal sich jeder hinter seine Ohren schriebe.
Darum lasst uns nicht nur Mitglieder-Verluste verbuchen,
sondern Gewinn in Gottes liebender Zuwendung suchen.
Gott will uns durch Jesus seine unendliche Liebe geben,
damit wir in dieser Welt nun friedlich miteinander leben.
Darum lasst uns nun nicht immer nur über alles klagen,
sondern dem lieben Gott von Herzen einfach Danke sagen.
 
Was jetzt noch kommt das wisst ihr nun wirklich ganz genau,
der närrische Prediger sagt Alaaf und auch Helau!
Ich freu mich, dass heute so viele in die Kirche kamen,
und grüße jetzt Euch alle mit einem herzlichen     Amen!
 
© Michael Nitzke
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Pfarrer Michael Nitzke
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[1] 5. Mose 12,18. 5.Mose 16,11. 5.Mose 27,7.

© Pfarrer Michael Nitzke